Schwerstbehindert nach Beschneidung
Nachrichten, die in deutschen Medien nicht erschienen – Teil 7
Ernste Komplikationen bei der Beschneidung fordern nicht nur Todesopfer, wie der Fall von Jacob Sweet zeigt. Jacob, heute 26 Jahre alt, überlebte eine gravierende Infektion, blieb jedoch schwerstbehindert und wird sein gesamtes Leben lang vollkommen auf Hilfe von anderen angewiesen sein.
Jacob Sweet wurde am 16. Januar 1986 im Providence Hospital in Anchorage in Alaska, USA, geboren. Bereits am darauffolgenden Tag wurde er in diesem Krankenhaus beschnitten, eine in den USA übliche „routinemäßige Neugeborenenbeschneidung“, die aus vermeintlich prophylaktischen, in der Regel jedoch vor allem aus sozialen Gründen durchgeführt wird.
Etwa eine Woche danach, am 25. Januar 1986, brachten Jacobs Eltern ihren Sohn in die Notaufnahme des Providence Hospital, da er unruhig war und sich übergab. Die Beschneidungswunde war offensichtlich infiziert, denn der Bereich war rot und geschwollen. Jacob wurde stationär aufgenommen und erlitt am Abend des 26. Januar einen längeren Anfall, woraufhin er auf die Neugeborenenintensivstation verlegt wurde.
Am nächsten Morgen erlitt Jacob in den Armen seiner Mutter drei weitere Anfälle, bei denen sein Rücken sich krümmte, seine Augen sich verdrehten und sein Gesicht rot anlief. Im Lauf des Tages traten diese Anfälle immer häufiger auf – zuletzt alle 45 Minuten. Obwohl sein Atem immer wieder aussetzte, schien man das im Krankenhaus nicht ernst zu nehmen. Jacobs behandelnder Arzt überwies den Säugling viel zu spät an einen Neonatologen.
Jacob trug von diesen Anfällen schwere, irreversible Hirnschäden davon. Er ist fast blind und körperlich stark beeinträchtigt, kann nicht laufen, nicht sprechen und in keinster Weise für sich selbst sorgen.
Jacobs Eltern verklagten das Krankenhaus und die behandelnden Ärzte. Die bakterielle Infektion des Jungen sei nicht rechtzeitig erkannt und behandelt worden. Durch diese Verzögerung habe sich die Infektion im Körper ausbreiten oder zu einer Hirnhautentzündung entwickeln können, die schließlich zu der Hirnschädigung führte. Doch sie gerieten an einen Anwalt, der Erfahrung mit Kunstfehlerprozessen nur vortäuschte und den Fall falsch handhabte. Hinzu kam, dass bedeutende Teile der Krankenakte von Jacob aus dem Providence Hospital, die den Zeitraum von seiner Einlieferung bis zu dem ersten Anfall abdeckten, verschwanden.
Die Ärzte wurden freigesprochen und die Sweets verloren jede Chance auf eine Entschädigungszahlung durch das Krankenhaus. Dreizehn Jahre lang kämpften Jacobs Eltern weiter vor Gericht. Im März 2000 kam es im Prozess gegen den Anwalt endlich zu einer Einigung mit einer nicht genannten Entschädigungszahlung für die Sweets. Die Schuld der Ärzte an Jacobs Behinderung blieb juristisch ungeklärt, doch zumindest stehen der Familie seither die nötigen Mittel zur Verfügung, um jetzt und in Zukunft die erheblichen Kosten für Jacobs Pflege zu tragen.