Penisamputationen: Der verschwiegene Skandal

Nachrichten, die in deutschen Medien nicht erschienen – Teil 8

Letzten Mittwoch stellten wir den 7-jährigen Imran Khan vor, der nach einer Penisamputation im November 2012 um sein Leben kämpfte. Imran ist jedoch bei weitem kein Einzelfall. Penis(teil)amputationen nach oder gar während der Beschneidung kommen weitaus häufiger vor, als man glaubt, sowohl bei Beschneidungen durch Mohels als auch bei Beschneidungen im Krankenhaus. Wir dokumentieren nachfolgend 20 repräsentative Fälle, die es in die Schlagzeilen schafften – wenn auch nicht in die deutschen Medien.

Im November 2012 wurde ein Fall aus Edinburg, Texas verhandelt, bei dem eine Ärztin die Beschneidung des vierjährigen Ethan Deleon so sehr verpfuscht hatte, dass der Junge flehte, den Penis „ganz abzuschneiden und ihn zu einem Mädchen zu machen“, wie die Eltern vor Gericht erklärten. Die Eltern gaben vor dem Hidalgo County Court an, von Spezialisten erfahren zu haben, die Ärztin habe den Penis zu stark kauterisiert, um die Blutung zu stoppen. Dadurch sei die Harnröhre ihres Sohnes beschädigt worden und benötige mehrere Operationen, um die Löcher wieder zu schließen. Der Junge habe beim Wasserlassen vor Schmerzen geschrien und geweint und sich geweigert zu trinken, weil er nicht zur Toilette wollte. Nach der Beschneidung mussten die Eltern jede Nacht die Betttücher ihres Sohnes wechseln, weil diese mit Blut befleckt waren. Damit er schlafen konnte, verschrieb ihm ein Arzt Morphium.

Im August 2012 meldete Iraqupdates , dreijährigen Zwillingen seien nach der Beschneidung im Krankenhaus in Khanaqin die Penisse amputiert worden. Während des Eingriffs sei etwas schiefgelaufen, wodurch sich bei beiden ein Gangrän entwickelte. Gangrän ist ein ernsthafter und lebensbedrohlicher Zustand, der auftritt, wenn nach einer Verletzung oder Infektion eine bedeutende Menge Körpergewebe abstirbt. Nun müssen die Zwillinge mithilfe von Plastikschläuchen urinieren. Der Vater reichte Klage gegen den Arzt und den Assistenten ein.

Die Times of Israel meldete im Juni 2012, ein zwei Tage alter Junge, Sohn muslimischer Eltern aus einem Dorf in Galiläa, sei nach einer verpfuschten Beschneidung in ein Krankenhaus in Haifa gebracht worden, nachdem der rituelle Beschneider versehentlich den Penis des Kindes amputiert hatte. Urologen und Chirurgen arbeiteten daran, das abgetrennte Organ wieder zu replantieren. Es sei, so meldete die Zeitung weiter, bereits das zweite Mal im selben Monat, dass das Rambam Medical Center mit einer schiefgelaufenen Beschneidung konfrontiert worden sei.

Ebenfalls im Juni 2012 bekamen die Eltern eines Jungen, dessen Eichel während einer jüdischen Brit Milah teilamputiert wurde, eine Schmerzensgeldsumme von 700.000 USD zugesprochen. Nachdem der Mohel einen Teil der Eichel abgetrennt hatte, habe er es versäumt, das Kind nach der Zeremonie nochmals zu untersuchen. Der kleine Junge durchlitt eine qualvolle Heilungsphase, während der ihm mehrmals täglich ein Katheter eingeführt werden musste. Nun leidet er unter einem dauerhaft entstellten Penis, die Harnröhrenöffnung liegt nicht mehr an der richtigen Stelle, und ein Vorhautrest ist noch vorhanden. Er durchlebt bei Nacht Terrorattacken und wird vermutlich weitere chirurgische Eingriffe benötigen.

Im Mai 2012 schrieb die südafrikanische The New Age, dass das nationale und das regionale Gesundheitsamt mit einem Rechtsstreit konfrontiert seien, nachdem ein achtjähriger Junge bei einer verpfuschten Beschneidung die Spitze seines Penis verloren habe. Der Junge sei vier Jahre zuvor im Barberton Hospital in Mpumalanga verstümmelt worden. Die Mutter erzählte, ein Arzt im Praktikum habe die Prozedur an ihrem Sohn durchgeführt. Der Arzt habe die Eichel wieder am Penis befestigt, aber fünf Tage danach sei sie abgefallen. Versuche, die Eichel erneut zu replantieren, seien fehlgeschlagen. Der Junge verspüre bis heute Schmerzen im Schritt, besonders wenn er versuche zu urinieren. Der Arzt habe der Mutter gesagt, ihr Sohn müsse sich weiterer medizinischer Behandlung unterziehen, damit er in der Lage sei, zukünftig Sex zu haben. Der Urologe Prof. Mohamed Haffejee bestätigte, dass der Junge später mit Problemen zu kämpfen haben werde. Er werde vermutlich an sexueller Dysfunktion leiden, bedingt durch herabgesetzte Empfindungsfähigkeit und das Unvermögen, einen Orgasmus zu erreichen. Darüber hinaus könnte es zu psycho-sozialen Problemen und schwachem Selbstwertgefühl infolge der Amputation kommen.

Im April 2012 meldete die jüdische Zeitung Algemeiner online, dass eine Beschneidung in Nord-Israel kurz zuvor schrecklich schiefgelaufen sei, da der für die Prozedur verantwortliche Mohel „versehentlich ein Drittel des Penis des Babys abschnitt“. Das Baby wurde umgehend in ein Krankenhaus in Haifa gebracht, wo eine Notoperation durchgeführt wurde, da sein Leben in Gefahr war.

Im Mai 2011 war in der Saudi Gazette zu lesen, dass die Gesundheitsbehörden eine Untersuchung eingeleitet hätten. Sie wollten feststellen, wie es dazu kommen konnte, dass in einem privaten Krankenhaus in Hail ein 2-jähriger Junge, der beschnitten werden sollte, seinen Penis verlor. Angeblich habe sich der Junge im Verlauf der Prozedur eine Wunde zugezogen, der verantwortliche Arzt werde überprüft. Ein Onkel des Jungen erzählte, nach der ursprünglichen Beschneidung sei sein Neffe aufgrund einer Thrombose und Verbrennungen vom privaten ins öffentliche King Khaled Hospital überführt worden. Dort blieb er für fast 20 Tage. Zehn Tage, nachdem er das Krankenhaus verlassen habe, seien sie überrascht gewesen, dass sein ganzer Penis abgefallen sei.

Im Juni 2010 meldete die Jerusalem Post, Ärzte im Kaplan Medical Center hätten das Leben eines neugeborenen Babys aus Rehovot gerettet, das während der Beschneidung durch einen Mohel ernsthaft verletzt worden sei und ein Drittel seines Blutes verloren habe. Der Penis war an der Basis fast durchtrennt worden, was den massiven Blutverlust verursachte und das Leben des Jungen in Gefahr brachte. Die Vorhaut war nicht entfernt worden. Es war nicht klar, ob die religiöse Familie gegen den Mohel Beschwerde einlegen würde.

Im November 2009 beschrieb die israelische Vos iz Neias?, wie die Geburt ihres Sohnes für ein junges Paar aus der Zentralregion Israels zu einer Kette von Alpträumen wurde. Der Mohel, der die Bris durchführte, bekam den Einschnitt nicht richtig hin und verursachte ernsthafte Verletzungen. Nachdem das Baby nach der Beschneidung eine Nacht und einen Tag durchgeschrien hatte und der Mohel entgegen seiner Zusage nicht nochmals gekommen war, brachten die Eltern ihr Kind ins Krankenhaus, wo Ärzte entdeckten, wie ernst der Schaden war. Als Resultat des Ausrutschers musste das Baby zehn Mal operiert werden und benötigt weitere Behandlungen. Das Rishon Letzion Magistrate’s Court verurteilte den Mohel zu sechs Monaten Sozialstunden und einer Geldstrafe von umgerechnet knapp 2000 Euro.

Im April 2007 meldete die israelische ynetnews.com, in Bnei Brak habe ein Mohel während der Beschneidungszeremonie einen Teil des Penis eines Babys amputiert. Nach der Beschneidung stellten die Eltern fest, dass die Windel ihres Sohnes voller Blut war. Der Mohel hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Veranstaltungsort verlassen. Das acht Tage alte Baby, das massive Blutverluste erlitt, wurde schnell ins Krankenhaus gebracht. Die Eltern hatten den Eingriff unbedingt am vorgeschriebenen 8. Tag durchführen lassen wollen, obwohl ihr Sohn an Hepatitis litt.

Im Februar 2007 wurde im Sarah Bush Hospital in Mattoon, Illinois, bei einem Baby am Tag nach seiner Geburt eine Routinebeschneidung durchgeführt. Aufgrund von Fahrlässigkeit amputierte Dr. Sherif Malek die komplette Eichel vom Penis des Babys. Der Anwalt der Mutter reichte gegen das Krankenhaus Klage auf Schadensersatz ein. Das Baby war ein gesundes Neugeborenes, das ohne Komplikationen das Licht der Welt erblickte. Die Routinebeschneidung wurde von Dr. Malek mit einer Mogen-Klemme durchgeführt, einer Vorrichtung aus Metall, die wie ein Scharnier geformt ist. Bei Abschluss der Beschneidung kam es zu ernsthaften Blutungen, da die Eichel fast komplett abgetrennt worden war. Drei Monate später benötigte das Baby eine Hauttransplantation, künftig seien weitere Eingriffe nötig, einige könnten allerdings erst in der Pubertät durchgeführt werden.

Im November 2006 wurde Evan Tank  durch den Kinderarzt und Mohel Ralph Berberich beschnitten, der dabei versehentlich die Spitze von Evans Penis amputierte. Berberich hatte versäumt, die Verklebungen zwischen Vorhaut und Eichel zu lösen. Dadurch wurde die Eichel zusammen mit der Vorhaut in die Klemme hineingezogen und mit der Vorhaut amputiert. Der Mohel meinte dazu, die Verletzung des Penis sei eine bekannte Komplikation des Eingriffs und Evans Eltern hätten das Risiko akzeptiert. Zudem habe Evans Penis vermutlich eine ungewöhnliche Anatomie, die verursacht habe, dass sein Penis in die Klemme hineingezogen worden sei. Die Jury des kalifornischen Gerichts in Alameda sprach dem Jungen im August 2009 eine Entschädigung in Höhe von 429.484 USD zu.

Im Dezember 2004 meldete Haaretz News aus Tel Aviv, dass der Rabbi Mehumar Tzubari  vom Rishon Letzion Magistrate’s Court zur Zahlung von umgerechnet ca. 230.000 Euro verurteilt worden sei. Er hatte bei einer Beschneidung einen Penis verstümmelt. Einige Stunden nach der Beschneidungszeremonie hatte die Mutter festgestellt, dass die Spitze des Penis ihres Sohnes schwarz geworden war. Sie rief den Rabbi, der den Jungen untersuchte, Jodsalbe applizierte und der Mutter mit den Worten „alles wird gut“ sagte, sie solle sich keine Sorgen machen. Nach einigen Tagen im Krankenhaus diagnostizierten die Ärzte in der Penisspitze Gangrän. Die Penisspitze war verloren, der Penis verschwand in der Haut des Unterbauches (vergrabener Penis). Mehrere Operationen in etlichen Krankenhäusern der Welt schlugen fehl. Eine Erektion ist nicht möglich. Von der Entschädigungssumme werden die Eltern u.a. die Kosten der psychiatrischen Behandlung des Jungen tragen.

Im August 2004 wurde Liam Bartons rechter Hoden während einer Neugeborenenbeschneidung zerstört . Die Eltern hatten die Ärzte nicht einmal gebeten, bei ihrem Sohn den Eingriff durchzuführen. Die Eltern erhoben im August 2006 Anklage gegen das Northwestern Memorial Hospital in Chicago, Illinois, sowie gegen fünf Ärzte, die an der Geburt ihres Sohnes beteiligt waren. Den Ärzten wurde vorgeworfen, vor der Beschneidung keine angemessene körperliche Untersuchung durchgeführt und die Eltern auch nicht über die Risiken einer Beschneidung aufgeklärt zu haben.

Im Juni 2004 wurde ein Teil des Penis eines einen Tag alten Jungen amputiert. Die Beschneidung wurde im St. Vincent’s Hospital in Bridgeport, Connecticut, durchgeführt. Sofort nach der Prozedur wurde der Junge ins Yale-New Haven Hospital überführt, wo der Junge einer Operation zur Wiederherstellung unterzogen wurde. Die Mutter des Jungen, Robin Biondo, sagte, Dr. Daniel S. Gottschall habe 40 Prozent der Eichel amputiert. Der Arzt wiederum erklärte, eine angeborene Verformung des Penis habe die Verletzung wahrscheinlicher gemacht. Laut seiner Mutter verbrachte der Junge etwa zehn Tage im Krankenhaus.

Im Januar 2003 amputierte ein praktischer Arzt während einer verpfuschten Beschneidung den Penis eines 10-jährigen Jungen. Der Arzt aus einem Krankenhaus in Abu Tasht, 500 km südlich von Kairo, habe zunächst einen Teil des Penis abgeschnitten, bevor er ihn vollständig amputierte, als er versuchte, die blutende Wunde zu vernähen. Der Vater hatte seinen Sohn zu einem traditionellen praktischen Arzt gebracht, um die Prozedur durchführen zu lassen, im Glauben, es sei damit kein Risiko verbunden.

Im April 2001 vermasselte ein Arzt die Beschneidung eines 22 Wochen alten somalischen Jungen in Enfield, Nord-London, und belog anschließend die Eltern. Ein unabhängiger Gutachter kam zu dem Schluss, dass Dr. Anthonipillai Nicholas-Pillai, ein allgemeiner Arzt in der Bush Hill Park Medical Practice, nicht nur das Baby mit Genitalien in zwei verschiedenen Farbtönen zurückgelassen habe, sondern auch noch versuchte, seinen Fehler zu vertuschen. Dem Baby war zu wenig innere Haut vom Penis entfernt worden. Nach der Operation zog sich die Naht über der Penisspitze zusammen und hinterließ eine nur nadellochgroße Öffnung. Der Junge wurde drei Monate später von einem anderen Chirurgen operiert. Dr. Nicholas-Pillai wurde für sechs Monate suspendiert, verlor aber nicht seine Lizenz.

Im August 2000 schrieb die Jerusalem Post, ein Baby, dessen Penis versehentlich unterhalb der Eichel von einem Mohel amputiert worden sei, habe sich einen Monat später vollständig erholt. Die Eichel war im Ha’emek Hospital in Afula mikrochirurgisch wieder angenäht worden. Der Urologe Dr. Ya’acov Rosenman und der Arzt Boris Lachman führten die mühevolle Operation durch, die über acht Stunden dauerte. Der Krankenhaussprecher teilte mit, das Baby könne wieder normal urinieren und die Blutgefäße und Nerven im Penis seien voll funktionsfähig. Das Krankenhaus kenne die Identität des Mohel nicht, da die Familie sich geweigert habe, seinen Namen zu nennen. Auch habe sie noch keine Beschwerde eingereicht. Der Rabbi Yosef Weisberg, seines Zeichens der nationale Supervisor der rituellen Beschneider des Ministeriums, meinte dazu, sein Komitee werde, sofern angefragt, eine Untersuchung durchführen.

Im November 1995 wurde in Bronx County New York der Fall eines 3-jährigen jüdisch-russischen Immigrantenkindes verhandelt, das von einem Mohel und Urologen operiert worden war. Der Eingriff fand in der Ambulanz des Urologen statt. Nachdem der Mohel fahrlässig die Spitze des Penis amputiert hatte, versuchte er, den Penis wieder zu replantieren und ließ den Jungen mit dem Krankenwagen ins Bellevue Hospital bringen. 80 Prozent der Spitze des Penis starben ab und gingen verloren. Der Mohel wurde zu einer erheblichen Zahlung von Schmerzensgeld sowie der Übernahme sämtlicher Kosten verurteilt – 1.200.000 USD – und meldete Konkurs an.

Im September 1994 besuchte der Kinderarzt die Eltern eines gesunden amerikanischen Jungen zwei Tage nach der Geburt und bot ihnen an, eine Beschneidung durchzuführen. Die Mutter zögerte zunächst, meinte aber, sie sei letztlich vom Arzt überzeugt worden, dass die Routinebeschneidung von Neugeborenen medizinisch ratsam sei. Die Beschneidung führte der Arzt mit einer Mogen-Klemme durch. Während des Eingriffs amputierte er unbeabsichtigt einen Teil der Eichel.  Bei dem Versuch, den Schaden durch Nähte zu reparieren, verlor das Baby 5 mal 4 Millimeter Gewebe von seiner Eichel. Der Arzt habe den Eltern nicht geraten, die Verletzung durch einen Kinderchirurgen korrigieren zu lassen, was das kosmetische Resultat wahrscheinlich verbessert und die Harnröhrenöffnung näher an die normale Position gebracht hätte. Das Gericht in Boston sprach den Eltern 1,26 Millionen USD zu.

Darüber hinaus hat es in den USA bereits mehrere Vergleiche wegen verpfuschter Beschneidungen gegeben: 1991 zahlte ein Krankenhaus in Atlanta, Georgia, 22,8 Millionen USD wegen Fahrlässigkeit während einer Beschneidung. In Lake Charles, Louisiana, erhielt eine Familie 2,75 Millionen USD, nachdem der Penis eines Jungen während einer Routine-Beschneidung verbrannt worden war. 2001 sprach eine kalifornische Jury einem 7-jährigen Jungen wegen einer verpfuschten Beschneidung 1,42 Millionen USD zu. In einem anderen Fall wuchs der Kanadier David Reimer nach einer verpfuschten Beschneidung als Mädchen auf, konnte sich mit dieser Identität jedoch nie abfinden. Er nahm sich mit 38 Jahren das Leben.