Psychologische Auswirkungen der Zwangsbeschneidung

Vor viertausend Jahren gab es noch keine Hirnscans und empirische Beobachtungen. Ob entsprechende Ergebnisse seinerzeit die Beschneider zur Umkehr bewogen hätten sei dahingestellt, denn Feinfühligkeit in Bezug auf Kinder entwickelt sich erst seit etwa einhundert Jahren. Heute jedenfalls weiß man, dass schon Ohrfeigen traumatisierend wirken können. Aus diesem Grunde gelten Ohrfeigen heute als strafbar – ebenso wie das Coupieren von Hundeohren.

Die Beschneidung geht mit erheblichen Schmerzen einher, die während des Eingriffs und in den Wochen darauf – bei manchen sogar lebenslang – andauern können. Der Eingriff kann zu schwerwiegenden genitalen Verletzungen führen, der Eingriff kann seelische und sexuelle Langzeitprobleme nach sich ziehen.

Bei Neugeborenen glaubte man lange, diese seien weniger schmerzempfindlich als ältere Kinder oder Erwachsene. Heute weiß man aber, dass sie weitaus intensivere Schmerzen erleiden, weil sich die Nervenenden auf einen kleineren Raum konzentrieren und weil sie nicht wissen, dass die Schmerzen irgendwann enden werden. Neugeborene erleben während der Entfernung ihrer sensiblen Vorhaut starke Schmerzen, es werden Stresshormone ausgeschüttet, der Herzschlag steigt massiv an, viele fallen in einen Schockzustand (der irrtümlich für Empfindungslosigkeit gehalten wurde und von einigen Befürwortern noch wird). Gerade bei kleinsten Kindern stellt wiederum eine Narkose zur Senkung der Schmerzen während des Eingriffs ein Risiko in sich dar.

Doch auch ältere Kinder leiden mitunter sehr stark, wenn sie beschnitten werden, wie ein Ex-Moslem erzählt, der als 7jähriger beschnitten wurde: „Es wurden uns die Hosen heruntergezogen, ein Onkel hat mich dann geschnitten, ohne Betäubung.
Für mich war das der totale Horror und das hat sich bei mir für immer eingebrannt. Auch, dass so viele Menschen zugesehen haben, auch dass das noch gefilmt wurde. Den Film haben mein Bruder und ich später vernichtet. Letztendlich war das wie eine Vergewaltigung für uns, man ist hilflos, wird festgehalten, dann der Schmerz.”

Zu den Spätfolgen meint er: „Ich finde erst einmal, dass eine Körperverstümmelung eine Körperverstümmelung bleibt, egal ob das nun einem Jungen oder einem Mädchen geschieht. Die Vorhaut ist ein Teil deines Schwanzes, und die ist ja auch nicht umsonst da. In der Vorhaut sind sehr viele Nerven, und wenn die abgeschnitten werden, wird einem auch eine Menge Lust genommen.” (Quelle)

Da jeder anders mit Schmerzen umgeht, werden nicht bei allen Beschnittenen die Folgen dieselben sein, nicht alle sind zwangsläufig traumatisiert, viele werden ihre Traumatisierungen möglicherweise nicht als solche wahrnehmen.

Allerdings kann man heute nachweisen, dass es zu permanenten und irreversiblen Veränderungen der neurologischen Funktionen kommen kann, die für das Schmerzempfinden und das Gedächtnis verantwortlich sind. Kinder können den Eingriff als Akt der Gewalt empfinden, den ihre Eltern ihnen antun, was das Vertrauen in ihre Eltern unterminieren kann. Sie erfahren Machtlosigkeit, Ausgeliefertsein, weitere Folgen können Schwächung des Selbstbewusstseins und Albträume sein.

Im Erwachsenenalter können sexuelle Störungen auftreten, häufig ohne dass die Ursache bekannt ist, wie man in empirischen Untersuchungen von beschnittenen und unbeschnittenen Männern feststellte.

 

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http://www.siegessaeule.de/
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